„…“ Pause.
Ich fühle, dass sie eine Frage gestellt hat, habe aber keine Ahnung, was sie will. Noch nicht mal grob kann ich das Thema einschätzen. Ihr Wortschwall plätschert über mich hinweg. Am Anfang habe ich an den passenden Stellen noch „hms“ und „ahas“ von mir gegeben, bevor ich ganz weggedriftet bin. Wenn ich nicht bald etwas sage, wird sie misstrauisch.
„Entschuldige, sagst du das noch einmal?“
Dieses blöde Klischee: Ein Mann – ein Wort. Eine Frau – ein Wörterbuch. Dabei weiß ich doch, dass wir in verschiedenen Lebensbereichen sind. Ich muss ständig mit Leuten reden, mein Handwerk ist zuzuhören, und sie vermisst nach dem Examen ihre Kommilitonen und interessanten Gespräche. Mich stören schon die anderen Passanten um uns herum. Am Wochenende will ich nur meine Ruhe, sie aber den Austausch mit mir.
Ich dreh’ mich kurz um und sehe, wie viel wir schon hinter uns gelassen haben. Eben noch sind wir aus dem Auto gestiegen, vorbeigegangen an den etwa dreißig Gänsen, die neugierig und fordernd uns wie allen Besuchern schon auf dem Parkplatz entgegenkamen, in der Hoffnung auf mitgebrachte Körner oder altes Brot. Jennifer hat mich angestupst, aufmerksam gemacht auf die unbekümmerten Vögel, die dreist auf der Straße zwischen Parkplatz und See wandelten und den Autofahrern bei der An- und Abfahrt eine Zwangspause bescherten.
Schon wieder nicht zugehört. „Bitte, was?“, frage ich sie wieder.
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„Winter. Das perfekte Lesebuch für kalte Tage.“
Verlag: Lerato
ISBN: 978-3-938882-89-4