PureLesung
Welten-Parallele

Welten-Parallele

Er kam zufällig vorbei, wenn es so etwas wie Zufälle gibt. Auf jeden Fall war es das erste Mal seit langer, langer Zeit, dass Manfred nach Schuldenfurt zurückkehrte, dem Dorf, in dem er aufgewachsen war und das er als junger Kerl verlassen hatte. Der nächste Zufall: ein Feiertag. Allerheiligen, der Vorabend zu Allerseelen, an denen die Katholiken ihrer Toten gedenken. Wie das Dorf hatte er damals auch die Kirche verlassen mit ihren engen Vorschriften und dem ständigen Druck auf sein Gewissen, der alle Lebensfreude aus ihm auszupressen schien und er sich, noch bevor er erwachsen war,  immer mehr verwelkt, verschrumpelt und vermodernd gefühlt hatte.

Er hasste auch den Friedhof, auf dem wohlmanikürte Frauen ihre Hündchen spazieren führten oder beim Pflanzen und Unkraut jäten sich lauthals von einem Grab zum anderen unterhielten, ohne das, was unter ihnen lag, zu bedenken. Nur Allerheiligen mit seinen stillen Lichtern und der feierlichen Ruhe zwischen den Gräbern hatte ihm gefallen, hatte ihn tief berührt mit einer Intensität, die für ihn unverständlich war. Schließlich war er Wissenschaftler und würde sich nach seinem Tod verbrennen lassen oder seinen Körper der Forschung zur Verfügung stellen.